Kritisches Denken

Kritisches Denken

Kritisches Denken ist eine immer stärker gefragte Kompetenz in unserer Gesellschaft. Eine grundsätzlich hinterfragende Einstellung erleichtert das Erkennen und Enttarnen von Fakenews und irreführenden, manipulativen Informationen. Doch wie überall: Auch hier gibt es zu viel des Guten.

Skeptizismus und Dogmatismus: der gesunde Mittelweg

Um kritisch zu denken, ist eine bestimmte Disposition unabdingbar. Bei einer Disposition handelt es sich um ein Grundverhalten eines Menschen. Der Begriff beschreibt eine grundsätzliche Herangehensweise an Situationen. Das Kritische Denken beruht zu einem grossen Teil auf einer sinnvollen Disposition. Dabei soll diese bei der Konfrontation mit neuer Information einen guten Kompromiss zwischen den beiden Extremen «volles Vertrauen» und «absoluter Skeptizismus» verkörpern. Ein Hinterfragen von Quelle, Inhalt und auch Darstellung des Inhalts ist grundlegend, um allmögliche Denkfehler und Maschen zu erkennen, anstatt blindlings Falschinformation zu folgen. Trotzdem befindet sich bei jeder Situationen ein gewisses Abschätzen von Risiko und Nutzen, ein gewisser Vertrauensvorschuss im Spiel. Absolutes Wissen, 100% Garantie auf Richtigkeit besteht nie. Die logische Schlussfolgerung aus diesem Sachverhalt besteht vernünftigerweise aus dem Kritischen Denken: eine Analyse der Sachlage, um die Situation bestmöglich einzuschätzen. Misslingt dieser Schritt, besteht die Möglichkeit, dass man in eine überkritische Haltung verfällt und keiner Information mehr Vertrauen schenkt.

Pseudokritisches Denken: Flat Earth Society

Ein Paradebeispiel für Menschen, die überaus intensiv hinterfragen und mit ihrem «Kritischen Denken» bereits stark in die Richtung der breiten Ablehnung von Nachrichten und Information abdriften, ist die Flat Earth Society. Mitglieder dieser Gesellschaft glauben überzeugt an die Erde als Scheibe. Den wissenschaftlichen Konsens und die tausendfach belegte Ansicht, dass die Erde ein kugelförmiges Geoid, simpel gesagt: rund, ist, lehnen Flat Earther also bestimmt ab. Die Diskussion zur Struktur der Erde, welche zwar vor fünfhundert Jahren noch anders aussah, gilt heute als abgeschlossen. Jedoch pflegen Menschen, die an eine flache Erde glauben, eine derart ablehnende Haltung gegenüber Wissen, mit dem sie konfrontiert werden, dass selbst solch grundlegende Inhalte überskeptisch angeschaut und schliesslich sogar abgelehnt werden.

Die Verbindung zwischen dieser Ansicht und der Einstellung, der Disposition, bei der Begegnung mit neuen Informationen ist unter anderem im Falle der Flat Earth-Theorie leicht zu erkennen. Oft sind die besagten Personen gleich Teil mehrerer Gruppierungen um Erzählungen, die einen Sachverhalt ablehnen. Eine unvernünftige Grundeinstellung lässt betroffene Menschen nicht nur an dem Erdball zweifeln, so sind sie sich auch der Existenz eines Deep-states sicher oder kennen keine Coronaviren.

Mit Blick auf diesen Aspekt wird noch einmal genauer klar, wie Kritisches Denken nun tatsächlich funktioniert und wie eben nicht. Die Fähigkeit kritisch zu denken beruht auf gesundem Menschenverstand und sorgfältiger Betrachtung, nicht auf Verschlossenheit und grundsätzlicher Ablehnung.